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About 230,000 buildings have been damaged since the earthquakes in southeast Turkey in February 2023. Thousands have been displaced and have been in temporary and semi-temporary shelters since. Reconstruction will take years. OM partners and volunteers ar

Erneuerte Hoffnung

Eine Familie bediente die Tischgäste und zeigte ihnen so ihre Liebe. Dadurch entdeckte die Familie, dass sie selbst neue Hoffnung bekommen hatte, nachdem ein Erdbeben ihr Zuhause zerstört hatte.

Yakup wurde in Indien als Missionarskind geboren, wuchs aber in Amerika auf. 2019 schloss er sich mit 25 Jahren OM an und zog mit seiner Frau und seinem einjährigen Sohn in die östliche Türkei. Jetzt, nach fünf Jahren vor Ort, haben sie drei Kinder. Yakup arbeitet auf drei Gebieten: er führt türkische Christen zur Jüngerschaft, leitet eine kleine Gemeinschaft für gehörlose Christen und arbeitet an einer türkischen Zeichensprachen-Bibelübersetzung. Außerdem ist er Teil des People-Care-Teams, das sich um die OM-Mitarbeiter in der Türkei kümmert. Außerdem macht er gerade seinen Master in Biblischer Seelsorge und ist daran interessiert, wie er Christen und Gemeinden helfen kann, Teil lebendigerer und gesünderer Gemeinden zu werden. Seine Frau leitet die Arbeit mit Kindern der Gemeinde. Sie entwickelt das erste Curriculum für Vorschulkinder in türkischer Sprache und schreibt Pappbilderbücher für kleine Kinder.

2023 trafen zwei schwere Erdbeben unsere Region in der Osttürkei und zerstörten Tausende Gebäude und beschädigten weitere Hunderttausende. Über 14 Millionen Menschen waren von einer Minute zur andern obdachlos, darunter jedes einzelne Mitglied unserer Zehn-Personen-Gemeinschaft der Gehörlosen. Einige von ihnen kamen in Schulen unter, wo es nicht einmal Platz genug zum Sitzen gab, andere waren in Zelten voller Kohlequalm untergebracht und wiederum andere flohen in ihre Dörfer (die meisten Menschen hier haben eine Wohnung im Stadtzentrum mit Gasheizung für den Winter und eine im Dorf auf ihrem Land und bei ihren Tieren).

Unmittelbar nach den Erdbeben befiel ein Wintersturm unsere Region und viele, die in ihr Dorf hoch oben in den Bergen gegangen waren, hatten keinen Zugang mehr zu Ernährung und Wasser. Eine Familie erzählte uns, dass sie nach Tagen, an denen sie von altem Brot und Essiggurken gelebt hatten, endlich das Dorf verlassen konnten und sich quer durchs Land aufmachten, um bei Verwandten unterzukommen. Aber ihre Verwandten, die auch vom Erdbeben traumatisiert waren und mehr Raum für sich persönlich brauchten, schickten sie bald weg. Die Familie war obdachlos, konnte nicht in ihre Stadt oder ihr Zuhause zurückkehren und wohnte am Ende bei einem Freund. Ihre Geschichte gleicht vielen anderen, die wir gehört haben.

Am selben Tag wie das Erdbeben noch kamen Gemeinden in den Städten der Umgebung, darunter auch die Gemeinde, die ich besuche, zusammen, um zu helfen. Sie stellten eine mobile Suppenküche auf und waren schon am ersten Abend in unserer Stadt. Es war die einzige Verpflegung, die überhaupt ausgegeben wurde, und selbst eintausend Tassen Suppe schienen kaum so viel wie einen Tropfen im Eimer auszumachen. Die Suppenküche, in der Nähe eines Krankenhauses geparkt, sorgte auch für die Verpflegung der Ärzte und Schwestern, die rund um die Uhr arbeiteten, während die Menschen aus dem Schutt ausgegraben wurden. Schließlich, als Zeltstädte aufgestellt wurden, erhielt die Suppenküche die Erlaubnis von der Regierung, eine komplette Küche in der Nähe des Krankenhauses aufzustellen. Langsam, während mehr Hilfsmittel verfügbar wurden, begann die Suppenküche drei Mahlzeiten am Tag auszugeben.

Über das Land verstreut, verloren viele Personen aus der Gehörlosen-Gemeinschaft allmählich alle Hoffnung. Sie hatten die Stadt mit leeren Händen verlassen und fühlten sich hilflos. Ohne Freunde oder jemanden, der für sie dolmetschen konnte, war es schwer, Hilfe zu bekommen, und das Leben isolierte sie manchmal. Am Ende kamen einige von ihnen in unsere Stadt zurück. Sie fanden sie in Trümmern, ihre Häuser standen noch, aber mit Rissen in jeder Wand. Sie konnten ihren eigenen Häusern nicht mehr trauen und wussten nicht, ob die Häuser aufgegeben werden müssten oder nicht. Also blieben sie bei ihren Verwandten.

An einem Frühlingsmorgen ging ein Ehepaar mit seinem erwachsenen Sohn von dieser Gemeinschaft vom Haus ihrer Verwandten zur Suppenküche. Sie sahen die beiden Kessel und das Zelt, das mit riesigen Töpfen aufgebaut war zum Kochen von Auberginen, Tomaten, Zwiebeln und Rindfleischstücken. Sie sahen die türkische Teestube, aufgestellt, um Hunderte von Tassen Tee auf einmal auszugeben, und die lächelnden Gesichter der internationalen Freiwilligen, die aus der ganzen Welt zusammengekommen waren, um den Erbebenopfern zu helfen. Sie sahen, wie sich die Menschen aufstellten, als die köstlichen Düfte des Essens sich über den Parkplatz des Krankenhauses und durch die Zeltstadt ausbreiteten. Sie sahen die Polizei und die Feuerwehr neben dem Personal des Krankenhauses aufgereiht stehen und die, die ihr Zuhause und ihre geliebten Angehörigen verloren hatten. Sie sahen das alles ringsherum, gingen um die Anstehenden herum, um sich den Freiwilligen anzuschließen, und begannen, kochend heißen Tee auszuschenken.

Eine Familie bediente die Tischgäste und zeigte ihnen ihre Liebe, und dadurch entdeckte sie, dass sie neue Hoffnung bekommen hatte.

„Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ Lukas 13,19 (L17)

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