Ein Musiker erzählt, wie traditionelle Musik Brücken zu Stammesdörfern auf den Philippinen baut.
Matt Swanton aus Australien arbeitet seit 2010 bei OM. Nachdem er zwei Jahre mit dem OM-Schiff unterwegs war, ist er seit über ein Jahrzehnt im Kreativteam in Belgien tätig. Er und seine Frau Femke aus den Niederlanden haben zwei Töchter, die beide in Belgien geboren wurden.
Hier berichtet er über seine Erfahrungen auf einer Reise nach Palawan, einer großen philippinischen Insel, mit der Inspiro Arts Alliance, einem Arbeitszweig von OM, der weltweit Künstler ausbildet und befähigt, unter den am wenigsten Erreichten schönen und begeisternden Lobpreis und Zeugnis für Gott zu schaffen.
Auf dieser Reise sollten wir Leiter von Stammesgemeinschaften darin schulen, ihre traditionellen Kunstformen für die Anbetung wieder aufzugreifen. Jede Kultur auf der Erde hat ihre eigenen, tief verwurzelten Geschichten und Kunstformen, die einen Schöpfergott widerspiegeln, der uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat, damit auch wir kreativ sein können. Aber so wie Jesus selbst die Sprache, die Bräuche, die Feste, die Kleidung, das Essen und die Lieder des ersten Jahrhunderts benutzte, so müssen wir das auch in jeder Kultur tun. Lokale Kunstformen, die den Herrn aus ihrer gelebten kulturellen Identität heraus preisen, können viel mehr Kraft haben als Kunstformen aus westlichen Quellen.
Schauen wir uns zum Beispiel beliebte Anbetungslieder an. Fast jede englischsprachige Gemeinde wird „How Great Thou Art" kennen und jubeln, wenn wir gemeinsam den Herrn mit Macht verherrlichen. Aber Übersetzungen tragen selten die gleiche poetische Wucht wie das Original, und viele Kulturen verwenden ganz andere Tonleitern, Stimmungen und Instrumente, die nichts mit der westlichen Musikgeschichte zu tun haben. Wir müssen die Christen ermutigen, die Heilige Schrift in ihren eigenen Sprachen und Stilen zu singen, denn, wie die Wycliffe-Bibelübersetzer bemerkten: „Wenn die einheimischen Christen die Heilige Schrift in ihren eigenen, lokalen Sprachen sangen, blühte die Gemeinde auf. Wo sie es nicht taten, stagnierte sie“.
Stammesgemeinden ausrüsten
Wir waren im Ethnos-Training-Center untergebracht, das tief in einem Tal auf Palawan liegt. Ethnos ist eine Arbeit von OM, die Gemeindeleitern eine theologische Grundausbildung gibt, damit sie ihre Gemeinden treu leiten können, und gleichzeitig nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken lehrt, um die Erweckung in ihren Stämmen zu fördern.
Wir trafen 25 Teilnehmer, die von den wichtigsten Stammesgruppen der Insel kamen – den Palaw’an ganz im Süden, den Batak ganz im Norden und den Tagbanua in der Mitte. Viele waren stundenlang angereist – die Batak-Freunde aus dem Norden hatten 16 Flussüberquerungen auf ihren Motorrädern hinter sich, um bei uns zu sein! Viele von ihnen waren noch keine 30 Jahre alt und leisteten neben der typischen Stammesarbeit in der Landwirtschaft Dienst für Jesus, so dass das Training in die Zeiten zwischen der Feldarbeit fiel.
Als Gruppe arbeiteten wir durch Vibrant Communities Through the Arts (ViCTA), einen Kurs, der als Online-Training innerhalb der weltweiten OM-Arbeit entwickelt wurde. Es war das erste Mal, dass diese Online-Materialien für einen Präsenzkontext angepasst wurden.
Wir begannen mit einem breiten Überblick über den Lobpreis in der Bibel und sahen sofort die deutlichen kulturellen Unterschiede in der Beziehung der Teilnehmer zum Herrn: Sie vertrauten auf ihn, dass er sie durch Erntezeiten hindurch versorgen würde; sie spürten seine Kraft und seinen Schutz, als sie wilde Flüsse überquerten; sie fanden Zuflucht bei ihm inmitten von Taifunen; sie spürten seine Zuneigung und dass er uns als seine Söhne und Töchter annimmt.
Herzenskunst
Im Laufe der Woche tauchten wir immer tiefer in die „Herzenskunst" der Gruppe ein und entdeckten, welche kreativen Formen sie am meisten berührten. Einige brachten Anbetungslieder, Instrumentalstücke, Naturgeräusche und sogar einen Punkrock-Song! Dieses Lied löste eine lebhafte Diskussion aus, die von Philip, einem der Leiter unserer Arbeit, moderiert wurde. Er sagte: „Stell dir vor, du bist kein Christ und ein Jünger Jesu kommt in dein Dorf und erzählt dir vom Evangelium, aber dann sagt er dir, du sollst auch Punk-Rock-Lieder singen. Würdest du Jesus nachfolgen wollen?“ Die Kursteilnehmer antworteten mit einem entschiedenen „Nein, natürlich nicht, diese Musik hat nichts mit Stammeskultur zu tun!“ – „Warum machen wir es dann mit westlichen Anbetungsliedern?“, fragte er sie.
Das war einer dieser wunderbaren Aha-Erlebnisse, bei denen wir sahen, wie die Menschen erkannten, welch großen Einfluss lokale Kunst auf das Verständnis des Evangeliums haben kann. Wir fuhren fort, die Kunstarten zu erforschen, die von ihren eigenen Gemeinschaften geliebt werden, und den Segen, den jede Person und jeder Stamm, der eine einzigartige Verbindung zur Schönheit hat, erhält.
Wir hörten, wie frühere Missionare versuchten, den Gebrauch traditioneller Kunst, des Geschichtenerzählens und von Instrumenten zu unterbinden und sie durch Gesangbücher und Klavier zu ersetzen. Als wir gemeinsam diese traditionellen Kunstformen im Licht von Jesu Herrschaft über die ganze Schöpfung neu bewerteten, erkannten die Teilnehmer, wie einige der traditionellen Formen und Musikinstrumente rehabilitiert und als angemessen für den Gottesdienst wieder eingeführt werden könnten.
Philip bemerkte, dass einige der kleineren Stämme sich aus verschiedenen Gründen an die dominante philippinische Kultur anpassten und dabei ihre eigenen einzigartigen Stammeskunstformen und ihre Geschichte aufgaben. „Zurück in Cebu hatten wir unsere kulturelle Geschichte und Identität vergessen“, sagte Philip zu mir. „Wir wollen nicht, dass die Gemeinden auf Palawan denselben Fehler machen.“
Jeder Stamm, jede Sprache, jedes Volk
Am Ende der Woche leiteten die Teilnehmer den Sonntagsgottesdienst in einer nahe gelegenen Stammeskirche. Sie fanden Wege, ihre eigenen wiederentdeckten Kunstformen zu nutzen, um Geschichten aus der Bibel zu erzählen: Ein Toltol (eine interaktive Form des Geschichtenerzählens) und ein Kriegstanz erzählten von Davids Sieg über Goliath, ein Oyman (ein improvisierter Dankgesang) wurde als gemeinsames Gebet verwendet, ein Kudyap (eine Art zweisaitige Gitarre) wurde benutzt, um ein vom Vogelgesang inspiriertes Stück zu spielen, als wir über Jesus nachdachten, als er lehrte, wie Gott für die Spatzen sorgt.
Ein Gemeindemitglied war so begeistert, dass er nach Hause lief, um seine selbstgebaute Ukulele hervorzuholen, die er versteckt hatte, und sie uns voller Stolz zeigte. Der Lärm, der an diesem Tag um die Kirche herum herrschte, reichte aus, um einige Einheimische zum ersten Mal mit der Kirche in Kontakt zu bringen.
Die Kursteilnehmer kehrten anschließend in ihre Gemeinden zurück und wurden ermutigt, traditionelle Kunstformen für den Gottesdienst und die Gemeindearbeit wiederzubeleben. Betet mit uns für die Teilnehmer, dass sie ein tiefes Verständnis des Evangeliums entwickeln, dass sie Jesus nicht als einen fremden, importierten Gott sehen, sondern als den Herrn, der ihre Geschichte und auch ihre Kultur wiederherstellt.
Wir hoffen, in Zukunft wiederzukommen, um mit den Teilnehmern weiterzuarbeiten, um zu sehen, wie das Training ihren Gemeindedienst vor Ort geprägt hat und (hoffentlich) etwas von der Kreativität, die entstanden ist, festzuhalten, damit sie Quellen haben, um ihre Gemeinden in Zukunft zu inspirieren.