Im Dezember hatte ich im Zusammenhang mit «Global Food Garden» die Möglichkeit, Estefano in Mosambik für einige Tage zu besuchen. Estefano ist eine überaus inspirierende Persönlichkeit mit unglaublich viel Energie und Durchhaltewillen. Aufgewachsen ist er als eines von vielen Kindern einer Pastorenfamilie in sehr armen Verhältnissen.
Schon als Kind lernte Estefano, wie man Rohwaren einkauft, verarbeitet und gewinnbringend verkauft. Als 8-Jähriger begann er Erdnüsse zu rösten und wiederzuverkaufen. Daraufhin betätigte er sich in weiteren Geschäftsbereichen und konnte dadurch seine Ausbildung finanzieren.
Über viele Jahre hinweg sammelte Estefano Erfahrungen als Unternehmer in verschiedensten Bereichen. Von seinem Vater, der als Pastor arbeitete, lernte er, dass die Menschen neben der guten Nachricht von Jesus auch eine Perspektive für ihr Leben brauchen. Deshalb bildet Estefano Menschen in verschiedenen Arbeitsbereichen aus. Die meisten stammen aus armen Verhältnissen. Er hat ein grosses Ausbildungs- und Produktionszentrum aufgebaut. Dort werden Lernende in Berufen im Bauwesen, unter anderem aber auch im Gemüseanbau mit hydroponischen (wassersparenden) Systemen unterrichtet.
Dank Ausbildung für die Familie sorgen
Einen Tag bevor ich in Mosambik eintraf, war Estefano in einer Stadt unterwegs. Als er bei einem grossen Neubau vorbeikam, rief ihn jemand. Ein junger Mann näherte sich Estefano und fragte, ob er ihn noch kenne. Er sei vor drei Jahren bei ihm in der Ausbildung gewesen und habe dort gelernt, wie man Häuser baut. Nun sei er Bauleiter dieses grossen Neubaus. Dieser junge Mann hatte durch die Berufsbildung eine Perspektive für sein Leben erhalten und kann nun gut für seine Familie sorgen.
Abholzung entgegenwirken
Ein anderes Projekt von Estefano und seiner Frau ist die Produktion exotischer Konfitüren. Lest, wie es dazu kam:
Ausländische Investoren kaufen viele Harthölzer aus Afrika, zeigen aber kein Interesse an der Wiederaufforstung. Estefano hat seinen eigenen Ansatz gefunden, um diesem Raubbau und dessen bereits deutlich spürbaren Auswirkungen auf das Klima entgegenzuwirken. Er zieht verschiedene Fruchtbäume auf. Diese pflanzt er auf das Land armer Dorfgemeinschaften. Nach ein paar Jahren können die Dorfbewohner die Früchte ernten und sie an Estefano verkaufen. Daraus werden feine Konfitüren produziert – hergestellt durch Menschen aus armen Verhältnissen. Das Holz der Fruchtbäume ist viel weniger hart als das Holz, welches ausländische Investoren kaufen. Deshalb ist es für sie nicht interessant. So versucht Estefano, der Abholzung entgegenzuwirken und gleichzeitig Menschen eine Perspektive durch Arbeit und Einkommen zu geben.
Wassersparender Gemüseanbau...
Terroranschläge, Covid und ein starker Orkan hatten vor zwei Jahren die Arbeit des Ausbildungs- und Produktionszentrums vorübergehend zum Stillstand gebracht. Dies hatte Estefano dazu gezwungen, mit dem Aufbau eines neuen Ausbildungszentrums in einer anderen Stadt zu beginnen, die sicherer ist. Dort entsteht nun Baustein um Baustein ein neues Zentrum. So wird Estefanos Arbeit gezwungenermassen vervielfältigt.
Ein Schwerpunkt am neuen Ort soll auch der wassersparende Gemüseanbau sein. Mit dem «Global Food Garden» darf ich Estefano in diesem Prozess unterstützen. Nach stundenlangen Gesprächen habe ich versucht, seine Vision für dieses Zentrum zu zeichnen. Es entspricht in allen Bereichen der Idee, die wir mit dem «Global Food Garden» verfolgen, nämlich lokal Zentren zu schaffen, wo Menschen im Gemüseanbau ausgebildet werden, aber auch in Berufen, die dem Ernährungssystem angeschlossen sind. Dazu gehören der Bau von hydroponischen Systemen und Gewächshäusern, die Produktion von Saatgut, Dünger, aber auch das Weiterverarbeiten von Gemüse, um es haltbar zu machen, und logistische Lösungen. Im Unterricht und bei der praktischen Arbeit werden christliche Werte vermittelt. Diese Zentren beziehen die lokale Bevölkerung mit ein und sind Orte der Innovation und Hoffnung.
Von einem Schweizer Ingenieur und Leiter des Projekts «Global Food Garden»