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Students at MDT make regular house visits in North Africa.  Photo by Garrett N

Lernen, zusammen Gemeinde zu sein

Obwohl sie aus ihrem eigenen Land vertrieben sind und in einer Krisensituation leben, sieht eine Gruppe von Christen eine wachsende Gemeinde in ihrer Gemeinschaft.

Durch Naturkatastrophen, Kriege und andere Krisen gibt es in Nordafrika viele Flüchtlinge aus der ganzen Welt.

Zum OM-Team in einem nordafrikanischen Land gehört eine Gruppe von Christen, die selbst Flüchtlinge sind. Einige von ihnen leben nun schon seit vielen Jahren in ihrem Gastland. „Nach Corona sahen wir mehrere Hausgemeinden unter den Flüchtlingen entstehen“, erzählt Astrid*, die OM-Leiterin des Landes. „Alle kamen aus muslimischem Hintergrund. Sie kamen zum Glauben an Jesus, gaben ihren neuen Glauben an ihre Nachbarn weiter und suchten gleichzeitig nach Möglichkeiten, ihnen zu helfen.“

Der Wunsch, ihren Nachbarn zu helfen, kommt aus dem tiefsten Inneren und ist ganz persönlich. Gott gebraucht ihre Erfahrungen und ihren Schmerz, um andern, die ebenfalls unter Vertreibung leiden, auf einer Art zu helfen, wie es viele Einheimische und Ausländer nicht können. Durch diese Beziehungen haben Jesus-Nachfolger ihre Landsleute zu Entdeckerbibelstudien-Kursen eingeladen. In diesen Gruppen, die aus durchschnittlich sechs Personen bestehen, trifft man sich, spricht über eine Passage aus der Bibel, um dann während der Woche mit jemandem anders darüber zu sprechen, was den Teilnehmern selbst wichtig wurde. Langsam wachsen diese Gruppen und vermehren sich. Bereits 2025 hatten sich viele Gruppen mehrfach vervielfältigt.

Die Aufgabe von OM ist es, dieses Netzwerk von Christen, besonders die Leiter, zu unterstützen. Dazu gehört nicht nur eine damit zusammenhängende Unterstützung, sondern auch Training. Das Wachsen der Anzahl der Entdeckerbiblestudium (EBS)-Gruppen hat auch eine Veränderung in der Herangehensweise von OM herbeigeführt – den Wechsel von der eins-zu-eins Jüngerschaftsschulungen zum Unterricht von Leitern, wie sie Gruppen von Christen zur Jüngerschaft führen, mit dem Ziel, von einem Netzwerk von Kleingruppen zu Hausgemeinden fortzuschreiten.

Wie geht das mit der Taufe?

Mit jeder neuen Entwicklungsstufe kommen neue Fragen auf. Eine Frage betraf die Taufe. In einem Land und einer Kultur mit muslimischer Mehrheit könnte ein öffentliches Bekanntwerden des Glaubens wie durch eine Taufe gefährlich sein. Es gab viele Fragen unter den Leitern über die Theologie und die Praxis der Taufe. Gruppenleiter arbeiteten zusammen, um zu diskutieren und die Bibel zu studieren, bevor sie ein Dokument verfassten, das darstellte, was die Taufe bedeutet, wer getauft werden kann und wie man es macht.

Von hier ging es schnell weiter von theologischem Gehorsam zur Durchführbarkeit. Bei einer derart wichtigen Angelegenheit, die an einem verschwiegenen Ort bleiben musste, waren viele Dinge zu bedenken. Wo konnte man zum Beispiel Wasser herbekommen? Was sollten in dieser schambelasteten Kultur die Menschen – besonders die Frauen – für die Taufe anziehen? Wer würde für Handtücher sorgen? Wie würden sie alle zur Taufe hingelangen? Alles musste sorgfältig bedacht werden, um Sicherheit und Aufenthaltsmöglichkeit für alle zu gewährleisten.

Schließlich wurde der Tag festgesetzt: eine EBS-Gruppe ging in ein Kommunikationszentrum mit einem Pool, der den ganzen Tag geöffnet war. Sie planten, die Taufen am Morgen durchzuführen, bevor der Betrieb am Pool lebhafter wurde. Aber als der Tag herankam, kamen die Personen zu spät, und manche von ihnen brachten Freunde mit, die die ganze Gruppe nicht kannte, was andere wegen ihrer Sicherheit nervös machte. Am Ende wartete die Gruppe bis zum Abend, als das Zentrum weniger belebt war. Trotz der Herausforderungen wurden drei Personen getauft.

Nachdem sie einmal Taufen durchgeführt hatten, erkannten die Gruppenleiter, dass der Plan angepasst werden musste, da die erste Taufe viel Zeit, Geld und Mühe zum Ausführen gebraucht hatte. Die Christen haben jetzt ein kleines aufblasbares Wasserbecken, das sie in einer Wohnung aufstellen und füllen können. Jede Hausgemeinde entscheidet, wie sie Taufen feiern wollen auf Grund der von den Netzwerk-Leitern aufgestellten Regeln, denen sie zugestimmt hatten.

Mit den Augen der Schrift

Die nächste Praxis, die es herauszuarbeiten gilt, ist das Abendmahl. Mit einer jetzt aufgestellten Methodik für Studium und Diskussion werden die Leiter den gleichen Prozess wie bei der Taufe durchlaufen und sich darauf konzentrieren, was biblisch, praktisch und dauerhaft ist. Bei jeder Frage, die aufkommt, ob geistlich, kulturell oder praktisch, fragt die Gruppe: „Was sagt die Bibel dazu?“

„Jeder neue Schritt ist Neuland,“ sagt Astrid. „Das wirft ständig neue Fragen auf für die Teams, die diesen Dienst als Pioniere leiten, und nimmt jeden tiefer in die Bibel hinein. Es ist spannend zu beobachten.“

Bitte bete weiter für diese Christen, die trotz ihres eigenen Lebens in der Krise ihren Glauben in ihrer Vertriebenengemeinschaft weitergeben. Bete, dass die neuen Christen im Glauben wachsen, bete um Weisheit für die Leiter und dass noch mehr erfahren, wie sehr Jesus sie liebt.

*Name geändert

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