Wie durch ein Entdeckerbibelstudium Menschen und Gemeinschaften verändert werden.
Südostasien ist sowohl kulturell als auch geografisch eine sehr abwechslungsreiche Region, was das Brückenbauen über Unterschiede hinweg und das Treffen mit am wenigsten erreichten Menschen zur besonderen Herausforderung macht. Die Gemeinden vor Ort benötigen kreative Wege, um diese Barrieren zu überwinden und eine neu auf Mission ausgerichteten Denkweise zu entwickeln.
Anni* ist Lektorin an einem theologischen Seminar in Südostasien – das Seminar, bei dem sie eine der ersten Studentinnen war, als die Lehranstalt 1990 eröffnet wurde. Anni leitet ausserdem eine Hauskirche, die vor drei Jahren, während der Corona-Pandemie begann. Angeregt durch einen einheimischen Besucher, der gerne Gott gemeinsam mit anderen in einem regelmässigen Gottesdienst anbeten wollte, fühlte sich Anni durch den Heiligen Geist veranlasst, eine Gebetsgruppe zu gründen. Später entwickelte diese sich zu einer kleinen Gemeinde, die jede Woche gemeinsam das Wort Gottes studiert.
Anni hatte nicht nur durch ihr Studium alle Werkzeuge, die sie brauchte, um eine kleine Gruppe zu gründen. Sie hatte auch an einem Training für das Entdeckerbibelstudium teilgenommen, zu dem sie ihre Freundin Jane*, eine OM-Mitarbeiterin, eingeladen hatte. „Gleich zu Anfang, als ich mit dem Training anfing, war ich von der Einfachheit des Entdeckerbibelstudiums beeindruckt“, sagt Anni. „Das kann jeder machen!“
Das Entdeckerbibelstudium (EBS) ist dazu konzipiert, das Verständnis der Bibel zu vereinfachen und zu praktischer Jüngerschaft und Evangelisation zu ermutigen. Für ein EBS treffen sich kleine Gruppen, lesen eine Passage aus der Bibel und fragen danach einander, was ihnen die Geschichte über Gott, über die Menschen und die Teilnehmer selbst sagt. Sie überlegen sich dann, wie sie das anwenden können, was sie gelesen haben und wem sie es weitersagen können. Aufgrund ihrer Einfachheit ist das EBS eine leicht nachvollziehbare Methode, die man gut erinnern, lehren und ausüben kann und die auf der ganzen Welt mit Personen jeden Alters in jeder Anzahl angewendet werden kann.
Das Wesen der EBS-Methode macht sie zu einem nützlichen Werkzeug. Alles, was man braucht, sind Menschen und das Wort Gottes. Die Teilnehmer brauchen keinen bestimmten Bildungsgrad oder unrealistisch viel Zeit, um aus dem Wort und voneinander zu lernen.
Anni leitet wöchentliche und vierzehntägliche Gruppen für Männer, Frauen, junge Menschen und Familien und hat schon sichtbare Veränderungen erlebt. „Anni sagt, dass die Gemeindemitglieder mutig darin geworden sind, die Grundsätze der Bibel, die sie durch das EBS gelernt haben, weiterzugeben. Vorher waren sie zurückhaltend, über irgendetwas aus der Bibel mit anderen zu reden, aber jetzt wollen sie ihre Meinung über die besprochenen Themen weitergeben“, erzählt Jane, die OM-Mitarbeiterin, die Anni in das EBS eingeführt hatte und immer noch mit ihr zusammenarbeitet. Die Gruppe hat aber auch ein nach aussen gerichtetes Ziel, betont Jane: „Das EBS ist nicht nur etwas über Kenntnisse, sondern es zielt auf die Person ab, der du diese Geschichte weitergeben willst.“
Wirkung durch das EBS
Anni erzählte viele Beispiele, wie das EBS die Teilnehmer mutig macht, in ihrem Glauben eine feste Position zu beziehen und eine mehr auf Mission ausgerichtete Denkweise anzunehmen. Sie spricht leidenschaftlich über die Menschen, deren Leben verändert worden ist.
Ein Ehepaar, das an Annis EBS teilnahm, berichtete über eine Entwicklung. Jahrelang hatten sie nie ihre Sorgen über das Götzanbeten in ihrer katholischen Herkunftsfamilie zur Sprache gebracht. Durch das EBS sind sie ausgerüstet und ermutigt, endlich mit ihren Verwandten zu sprechen. Anfangs brachte sie dieser Entschluss in einen Konflikt, doch immer, wenn es in der Familie Probleme gab, betete das Ehepaar für sie und „als die Verwandten sahen, dass die Gebete erhört wurden und Wunder geschahen, begannen sie zu glauben und darauf zu hören, was das Ehepaar sagte“, berichtet Anni.
Als ein entfernter Verwandter krank wurde, aber nicht ins Krankenhaus gehen wollte und stattdessen erfolglos von einem Medizinmann geheilt zu werden versuchte, wandten sie sich an das Ehepaar. Sie beteten für diesen Verwandten, und weil sie das Vertrauen der Familie erlangt hatten, überzeugten sie ihn, einen Arzt aufzusuchen. Der Mann, der eine schwere Blutkrankheit hatte, wurde gerettet.
Minah*, eine einheimische Frau mit muslimischem Hintergrund, wurde Anni durch einen ihrer Gemeindeleiter vorgestellt, und sie begannen ein Gespräch über Gott. Anni erfuhr, dass Minah eine dunkle Vergangenheit hatte, die sie dazu gebracht hatte, in der Sex-Industrie zu arbeiten – ein Leben, wodurch sie sich, was Liebe anging, verunsichert und unwürdig fühlte. Dann schloss sich Minah einer EBS-Gruppe an, um mehr über die Bibel zu erfahren, und vertraute Christus ihr Leben an, als sie herausfand, dass Jesus ihr neue Wege bot, ihrer Not entgegenzutreten. Nach einiger Zeit verlor sie alle ihre Freunde wegen ihres neugefundenen Glaubens. „Es war okay, mit ihr befreundet zu sein, als sie noch eine Prostituierte war, aber als sie anfing Jesus nachzufolgen, verliessen ihre Freunde sie“, berichtet Anni. Minah war tief verletzt, lehnte es aber ab, von Jesus loszulassen. „Ihr war klar, dass sie in ihrer Vergangenheit immer Geld als Problemlöser angestrebt hatte“, erzählt Anni, „aber jetzt kann sie anders denken, nämlich dass Gott die Lösung der Probleme ist.“ Als Minah standhaft blieb und darauf vertraute, dass Jesus für sie sorgen würde, kamen die Freunde, die sie verlassen hatten, wieder an sie heran, einer nach dem andern. Jetzt kann sie durch ihre steinige Geschichte, von der sie berichtet, ihnen von ihrem Glauben erzählen. Ihr Ehemann geht inzwischen auch zu einem EBS.
Einige EBS-Teilnehmer, wie Minah und ihr Mann, kommen von weiter her, um an Annis Gruppen teilzunehmen. Jedoch können finanzielle Probleme und eine ungenügende Infrastruktur für manche, die sich der Gemeinde oder dem EBS anschliessen wollen, zur Barriere werden. Das OM-Team glaubt, dass, wenn mehr Gemeinden kleine Gruppen anböten, und ihre Nachbarn, Kollegen und Freunde einluden, das helfen könnte, diese Hindernisse zu verkleinern. Anni erwähnt, dass die Methode leicht an die Bedürfnisse Einzelner angepasst werden kann. „Es ist so einfach und jeder kann dadurch lernen, Zeugnis abzulegen und mit anderen zu reden“, bekräftigt sie.
„Wenn du ein Diener Gottes sein möchtest, musst du wissen, was die wichtigste Wahrheit ist, das Evangelium kennen und du musst lernen, davon zu reden“, erklärt Anni Anni ihren Seminar-Studenten. Durch das EBS mit verschiedenen Personengruppen und dadurch, dass sie ihre Studenten diese Prinzipien lehrt, ermutigt Anni Jesus-Nachfolger, Gottes Missionsbefehl zu leben, hinauszugehen und Menschen zur Jüngerschaft zu führen.
*Name geändert