Der Südsudan hat die jüngste Bevölkerung der Welt, leidet unter großer Armut, gesellschaftlichen Unruhen und dennoch gibt es dort eine schnell wachsende Gemeinschaft von Jesus-Nachfolgern.
Der Stamm der Amurli im Bezirk Pibor in der Region Jonglei hatte bis 2021 noch nie vom Evangelium gehört. Doch dann kam Tony Henry, ein Jesus-Nachfolger für drei Monate in diese Gegend und gründete eine Hausgemeinde. Die Gruppe begann mit neun Personen und wuchs im Laufe der Zeit auf 39 an. Leider wurde das Haus, in dem sich die Gemeinde traf, während eines Kampfes zwischen zwei Stämmen zerstört und die junge Gemeinde zerstreute sich.
Tony Henry kehrte in seine Heimatstadt Juba zurück – doch das war nicht das Ende.
Kurz nachdem Tony weggegangen war, machte sich einer der Christen dort auf den Weg nach Juba, um Tony Henry zu finden und sich von ihm im Glauben ausrüsten zu lassen. Peter, der Mann, der Tony suchen wollte, nahm einen Fußmarsch von 15 Tagen auf sich. Nachdem er angekommen war, blieb er drei Monate bei Tony Henry. Gemeinsam mit einer Gruppe Christen aus dem Sudan lernten sie viel über Gemeindegründung. Am Ende ihres gemeinsamen Lernens kehrte Peter nach Pibor zurück, fest entschlossen, Gemeinden in seiner Heimat und den angrenzenden Regionen zu gründen. Bis Anfang 2023 sind bereits acht Hausgemeinden entstanden.
Peters Dorf ist so abgelegen, dass es nur zu Fuß oder mit dem Flugzeug zu erreichen ist. Seine zweiwöchige Reise war extrem gefährlich, da Löwen und andere Raubtiere entlang der Strecke jagen. Auch die neu gegründeten Gemeinden liegen weit von seinem Zuhause entfernt– etwa eine Wochenreise. In den abgelegenen Gebieten gibt es keine öffentlichen Verkehrsmittel und viele Menschen haben auch kein Handy, um mit ihren Angehörigen in Kontakt zu bleiben. Als sich die erste Hausgemeinde zerschlagen hatte, riskierte Peter sein Leben, um für die Gemeindegründungsarbeit in seiner Heimat ausgebildet zu werden.
OM im Südsudan
Von Juba aus arbeitet OM im Südsudan mit vier Missionszweigen: Da ist zum einen die Literaturverteilung, bei der die Mitarbeiter Evangelisationseinsätze, Kirchen, Ausstellungen und Buchmessen besuchen. Dann gibt es eine Arbeit unter verwitweten Frauen und Frauen im Gefängnis. Im Südsudan findet auch TeenStreet statt und schließlich leistet das OM-Team auch Nothilfe. Bei jedem Einsatz hat das Team auch christliche Literatur dabei, um sie an Interessierte zu verteilen. Sieben Familien und über dreißig Freiwillige arbeiten zusammen, um allen, die es hören wollen, von Gottes Liebe zu erzählen.
Die meiste Nothilfe wird außerhalb der Stadt geleistet. Dort steht das OM-Team Binnenflüchtlingen bei, die wegen Stammeskriegen ihre Heimat verlassen mussten. Die Menschen, die in diesen Dörfern leben, sind meist zu arm, um sich Nahrung oder Kleidung zu kaufen. Eine Reise in die Hauptstadt kommt für sie nicht infrage. Darum kommen die Mitarbeiter von OM im Südsudan zu ihnen. Sie besuchen jedes Dorf für drei Tage und das Team konzentriert sich dabei auf die geistlichen, sozialen, seelischen und körperlichen Bedürfnisse jedes Einzelnen, den es trifft. An einem Tag wird ein verständlicher Überblick über die gesamte Bibel gegeben. Am nächsten Tag findet dann ein ausführliches Bibelstudium statt, das die Christen ermutigt, sie im Glauben zurüstet und befähigt, das Bibelstudium in ihren Dörfern selbst zu leiten. Am letzten Tag werden medizinische Hilfe und Beratung angeboten. Es ist die Vision des Teams, lebendige Gemeinschaften von Jesus-Nachfolgern in dieser Gegend zu sehen.
„Leider ist die Nothilfe nicht durchgängig möglich“, erklärt Tony Henry. „Immer wieder fehlt uns das Geld dafür. Dann pausieren wir diesen Dienst für eine Weile, bis wir wieder genügend Gelder haben, um in eine andere Gegend zu gehen. Manchmal müssen wir ein paar Monate lang warten, bis die Spenden eingehen und wir weitermachen können.“
„Im letzten Jahr hatten wir gar keine finanziellen Mittel für die Nothilfe. Die Situation im Land war schwierig und die Menschen litten“, erzählt Tony Henry weiter. „Als Team haben wir gebetet und Gott angefleht. Innerhalb weniger Tage erhielten wir einen Anruf von einem geistlichen Bruder. Er sagte: ‚Wir haben einige Spenden, die wir euch für die Nothilfe schicken wollen.‘ Das Geld war noch nicht da, da waren die Teammitglieder schon in ein Dorf gegangen, im festen Glauben, dass das Geld rechtzeitig kommen würde.“
Als sie im Dorf ankamen, war das Geld noch immer nicht da. Das Team startete nichtsdestotrotz das Bibelstudium und die Menschen jubelten, als sie Gottes Wort hörten.
„Sie erzählten uns, wie schwer es für sie war“, erinnert sich Tony Henry. „Wir beteten für sie und erzählten ihnen, dass Gott treu ist, sie liebt und für sie sorgen wird.“
Auch am zweiten Tag betete die Gruppe weiter um Versorgung, da das Geld für die Nothilfe und die medizinische Hilfe für den kommenden Tag noch immer nicht eingetroffen war. Am Abend aber kam das Geld an und so konnten sie am dritten Tag alle benötigten Dinge kaufen. „Wir haben den Menschen im Dorf erzählt, dass wir den lebendigen Gott anbeten und dass er unsere Gebete erhört und beantwortet“, sagt Tony Henry. „Wir haben Fotos, auf denen die Dorfbewohner voller Freude die Hilfsgüter empfangen. Sie dankten Gott für alles, was er in so kurzer Zeit getan hatte. Es war ein großes Risiko für uns, ohne die Spenden loszugehen. Doch wir beteten und danken Gott für seine Tat. Seitdem wissen wir, dass Gott zur rechten Zeit handeln wird. Mit dem Wenigen, das wir haben, wird er Großes tun.“
Vertrauen auf Gottes Versorgung
„Wir preisen Gott für all die Dinge, die er im Südsudan wirkt, denn wir stehen vor vielen Herausforderungen“, so Tony Henry. „Wenn wir entlegene Orte besuchen, treffen wir oft auf ältere Menschen, denen es sehr schlecht geht. Es kann sein, dass sie keine vollständige Bekleidung haben, um sich anzuziehen oder sogar, dass sie die Blätter der Bäume essen, weil sie keine Nahrung haben. Manchmal, wenn wir an diesen Orten waren, verlassen wir sie weinend, über das, was wir gesehen haben. Und manchmal sind wir zu müde, um unsere Reise in entlegene Dörfer fortzusetzen, obwohl sie es so nötig hätten.“
In all dem preisen die Mitarbeiter Gott für seine Treue und für das, was er im Südsudan tut.
Schließen Sie sich dem Gebet um ausreichende Mittel für die Arbeit im Südsudan an: Das Team benötigt Fahrräder, um einfacher die ländlichen Gegenden zu erreichen, Plastikzelte, um die Bücher bei Einsätzen in der Regenzeit zu schützen. Sie brauchen Lautsprecher und Generatoren für Treffen in Gegenden ohne Elektrizität, Telefone, um mit Menschen in den abgelegenen Dörfern in Kontakt zu bleiben, gedruckte arabische Bibeln, Audiobibeln in den lokalen Dialekten und Spenden für das Schulgeld der Kinder der Teammitglieder.