„Mir wurde klar, dass Gott mich nicht berufen hat, dem Land Ukraine zu dienen, sondern dem ukrainischen Volk“, berichtet Roberto Ramirez, nachdem er die Ukraine aufgrund des zunehmenden Konflikts zwischen der Ukraine und Russland verließ.
„Mir wurde klar, dass Gott mich nicht berufen hat, dem Land Ukraine zu dienen, sondern dem ukrainischen Volk“, berichtet Roberto Ramirez, nachdem er die Ukraine aufgrund des zunehmenden Konflikts zwischen der Ukraine und Russland verließ.
Der ursprünglich aus Costa Rica stammende Roberto schloss sich im Mai 2021 dem OM-Team in der Ukraine an. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die Mobilisierung und Schulung für Mission sowie die Mitarbeit in einer Gemeinde vor Ort. Weniger als ein Jahr später änderte sich alles, als Roberto und einigen seiner Teamkollegen im Februar 2022 von ihren Teamleitern geraten wurde, das Land wegen der zunehmenden Bedrohung durch eine Invasion zu verlassen. „Wenn ich ganz ehrlich bin, war meine erste Erfahrung des Verlassens nicht sehr schwer, weil ich dachte, wir würden bald zurückkehren“, gibt er zu. „Uns wurde gesagt, wir sollten einige Wochen außerhalb des Landes bleiben, bis die Gefahr eines Konflikts vorbei war. Erst als die Invasion tatsächlich stattfand, begannen diese Gefühle des Verlusts. Diese ersten Tage waren extrem frustrierend, denn ich wollte in der Ukraine sein und etwas tun, um den Menschen in ihrem Leid zu helfen, aber stattdessen hat man das Gefühl, dass man nutzlos ist. Deine engsten Freunde und alles, was du hast, ist dort. Du fragst dich, ob sie vielleicht den Ort bombardieren, in dem du gelebt hast, oder deinen Nachbarn oder eine Kirche, die wir besucht haben, und du beobachtest das alles aus der Ferne in den Nachrichten.“
EINE RICHTUNGSÄNDERUNG
Die Situation, in der sich Roberto befand, war weit entfernt von seinem Leben nur wenige Jahre zuvor, als es für die meisten Menschen so aussah, als hätte der junge Mann sein Leben im Griff. Der in Costa Rica geborene und in einer christlichen Familie aufgewachsene Roberto war etwa sechs Jahre alt, als er sein Leben während einer Kindersendung Jesus übergab. Mit Ende 20 hatte Roberto einen guten Job als Ingenieur und plante seine bevorstehende Hochzeit, daneben arbeitete er in Teilzeit in seiner Kirchengemeinde mit. „Aber Gott hat mich zu etwas ganz anderem berufen“, erzählt er. „Eines Tages sagte der Leiter meines Dienstes in der Gemeinde: ,Roberto, ich sehe dein Herz für die am wenigsten Erreichten, und ich möchte nicht, dass du diesen Dienst als Ausrede benutzt, um dich vor dem zu drücken, wozu Gott dich ruft. Ich werde dich bis September bei uns mitarbeiten lassen und dann nicht mehr!‘“
Einsätze in Nordafrika und Südostasien bestätigten Robertos Wunsch, im Ausland zu dienen. „Meine Verlobte war mit ihrem Dienst vor Ort zufrieden und fühlte sich nicht in die Mission im Ausland berufen“, erinnert sich Roberto. „Ich fing an, zu Gott zu beten und ihn zu fragen, ob es wirklich das war, wozu er mich berufen hatte.“ Nach viel Gebet traf Roberto die herausfordernde Entscheidung, seine Verlobung aufzulösen und einen Monat später seinen Job zu kündigen, um im April 2018 Vollzeit bei OM zu arbeiten. In Costa Rica arbeitete er in den Bereichen Betriebswirtschaft, Fundraising, Verwaltung und mit Kurzeinsatzteams. In dieser Zeit betete er darüber, wohin Gott ihn gehen lassen wollte. Sein Herz schlug für die Unerreichten, aber Roberto spürte auch, dass Gott wollte, dass er sein Theologiestudium fortsetzt, was seine Möglichkeiten einschränkte. Aus einer Auswahl von fünf Ländern erkannte er schließlich, dass Gott ihn in die Ukraine berufen hatte. „Das Besondere an der Ukraine ist, dass es dort eine kleine, aber sehr engagierte evangelikale Gemeinde gibt, die bereit ist zu dienen, aber mobilisiert und für den Dienst ausgerüstet werden muss“, sagt er.
AN DER GRENZE
Weniger als ein Jahr nach seiner Ankunft in der Ukraine fand sich Roberto außerhalb des Landes wieder, in das Gott ihn geführt hatte. Doch an der Grenze wurde ihm klar, dass er dem ukrainischen Volk immer noch dienen kann – nur auf eine andere Art und Weise, als er es sich vorgestellt hatte. „Als ich mich dem OM-Team an der ukrainisch-polnischen Grenze anschloss, machte ich eine Reise der Demut, um zu erkennen, dass wir viele Dinge nicht tun können, außer einfach nur Gott zu gehorchen. Nichts, was wir tun, wie klein es auch sein mag, ist umsonst, aber jede Sache, sei es das Basteln von Luftballontieren, das Ausgeben von Kaffee oder einfach nur ein Gespräch mit jemandem und ein Lächeln, wird in der Zukunft Auswirkungen haben.“
In den ersten Wochen an der Grenze stellte Roberto fest, dass die Menschen, denen er begegnet, für ihn ebenso ein Segen sind, wie er für sie. „Ein wunderbarer Mann war so beeindruckt, dass ein Costa-Ricaner Ukrainisch sprechen konnte, obwohl ich es bei weitem nicht vollkommen beherrsche! Am nächsten Tag brachte er uns ukrainisches Essen mit, weil er dachte, wir würden es vermissen! Trotz ihrer persönlichen Umstände denken diese Menschen nicht nur an sich selbst, sondern machen sich auch Sorgen um uns. Diese Erfahrung lehrte mich so Demut und veranlasst mich dazu, den Menschen in der Ukraine weiterhin zu dienen, wo immer sie auch sein mögen.“