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Overlooking the town of Linz in Austria: the centre with  several churches.

Brücken bauen

Audry lernte Sarah in einem Sprachkurs kennen. Die beiden trafen sich nach dem Unterricht zum Üben und sprachen bald über mehr als nur das Wetter und wie man sich begrüßt.

Audry Thurman wuchs in den USA auf. Bereits als Kind faszinierten sie die Geschichten von Christen, die rund um die Welt ihren Glauben weitergaben, aber erst als sie 21 Jahre alt war und an einer Bibelschule studierte, erkannte sie ganz, dass Gott auch sie in den Missionsdienst berief. Nach Abschluss ihres Examens an der Bibelschule mit dem Schwerpunkt ‚Kulturübergreifende Kommunikation‘, kam sie zu OM nach Österreich, wo sie in einem Team von Brückenbauern dient. Audry und ihre Teamkollegen arbeiten unter muslimischen Flüchtlingen, kümmern sich um ihre praktischen Nöte, bauen Freundschaften auf, leiten Bibelstunden und sagen die Gute Nachricht von Jesus weiter. Hier erzählt sie über ihre Begegnung mit Sarah*:

In meinem ersten Jahr in Österreich 2022 habe ich mich mit einer jungen Syrerin namens Sarah angefreundet. Wir lernten uns in einem Deutschkurs für Frauen kennen. Weil wir nebeneinandersaßen, wurden wir oft als Partner für Sprechübungen eingeteilt. Sarah war ein Jahr zuvor nach Österreich zu ihrem Ehemann gezogen, der bereits hier gewohnt hatte. Obwohl sie sagte, dass das Leben für sie in Europa viel besser sei, fühlte sich Sarah bald der Sprache und den kulturellen Barrieren in Österreich nicht gewachsen. Während ihr Mann zur Arbeit ging, verbrachte sie die meisten Tage zu Hause mit ihren beiden kleinen Kindern. Dadurch fühlte sie sich sehr isoliert und gestresst durch die schwierige Aufgabe, Deutsch zu lernen. Ich konnte eine Menge von dem, was Sarah erlebte, nachvollziehen, denn ich kämpfte damals auch mit dem Deutschlernen und fühlte mich durch den Umzug in eine neue Kultur überfordert.

Sarah und ich fingen an, uns einmal in der Woche in ihrem Haus zu treffen; zunächst nur, um unsere Sprachkenntnisse zu üben, während wir mit ihren Kindern spielten und zusammen kochten. Aber bald öffneten wir uns füreinander und teilten unsere Bemühungen miteinander. Wir luden eine junge österreichische Mama, Natanja, zu uns ein, und wir drei beteten jede Woche miteinander und füreinander. Weil Natanja fließend Englisch und Deutsch spricht und sogar Arabisch studiert hat, konnte sie sich gut mit uns verständigen oder übersetzen, wenn es nötig war. Natanja ist auch gläubig und hat ein starkes Herz, anderen jungen Mamas vom Evangelium zu erzählen. Sie schenkte Sarah eine arabische Bibel und bot ihr an, mit ihr darin zu lesen. Sarah nahm dankbar an, und bald verwandelten sich unsere wöchentlichen Sprachsitzungen in ein spontanes Bibelstudium!

Nun studieren Sarah und Natanja gemeinsam ihre Bibeln auf Arabisch, während ich mit ihren Kindern spiele, die sich recht gut mit mir angefreundet haben. Die Möglichkeit, die Bibel in ihrer Muttersprache zu lesen, hat Sarah sehr stark beeindruckt. Sie sagt, dass sie sich immer auf diese Zeit freut, weil sie hinterher die Welt ein wenig anders anschaue. Diese Stunden mit der Bibel haben in den vergangenen Monaten zu vielen interessanten Gesprächen geführt.

Zum Beispiel als Sarah und Natanja die Stellen in Matthäus 2 lasen, in der König Herodes die kleinen Kinder in Bethlehem umbringen lässt, nachdem Jesus, Maria und Josef geflohen waren. Natanja erzählte mir später, dass sie ein wenig nervös gewesen sei, ausgerechnet diese Stelle mit Sarah zu lesen, die noch nicht gläubig ist. Trotzdem fragte sie Sarah, was sie über diese Verse denke. Sarah antwortete, dass sie ihr geholfen hätten, Gott besser zu verstehen und zu respektieren! Sie konnte erkennen, wie sehr Gott die bösen Taten eines Mannes wie König Herodes verurteilte und verachtete und wie Gott gleichzeitig ein einfaches Mädchen (Maria) und ihre junge Familie vor dem Zorn des Herodes beschützte. Sie sagte auch, dass sie die Angst und Furcht nachvollziehen könne, die Maria und Josef empfunden haben mussten, als sie mit ihrem kleinen Kind in ein anderes Land flohen. Sarah konnte in diesem einfachen Text Gottes Gnade und Gerechtigkeit erkennen und sich auch in die Personen der Geschichte hineinversetzen!

Es hat mich sehr demütig gemacht zu sehen, wie der Heilige Geist in den Herzen von Sarah und ihrer Familie gewirkt hat! Bitte behaltet sie in euren Gebeten, da wir weiter zusammen in der Bibel lesen.

*Name geändert

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