Das Leben der Menschen am Tanganjikasee in Afrika ist geprägt von Fischerei, Armut und Hexerei. In diese Dunkelheit hinein bringen OM-Mitarbeitende Gottes Licht und seine Liebe.
An der von OM gegründeten Schule für gefährdete Kinder und Waisen schaute die Lehrerin Amidala* mitfühlend, als die 7-jährige Mbuto* ängstlich von Opfergaben erzählte, die ihre Nachbarn darbringen. Daraufhin erklärte Amidala der Klasse: «In der Bibel zeigt uns Gott, dass keine Opfer mehr nötig sind. Weil Jesus gestorben und auferstanden ist, müssen wir keine Opfer mehr bringen und können von Zauberei frei werden.»
Fischerei und Kinderopfer
Der zweitgrösste Süsswassersee der Welt grenzt an Sambia, Tansania, Burundi und die Demokratische Republik Kongo. Mit einer maximalen Länge von 673 km und einer maximalen Breite von 72 km erstreckt sich der Tanganjikasee über eine Fläche von 32’893 km². «Die Lebensgrundlage der Menschen hier ist der Fischfang», erklärt Donald Mwape, der OM-Leiter dieser Region. Doch leider ist der See überfischt und auch Landwirtschaft ist wegen der schlechten Böden um den See kaum möglich. Es mangelt an medizinischer Grundversorgung, Ernährung, Kleidung und Bildung. Ein weiteres Problem ist der Alkohol: «Viele Männer trinken zu viel und tun ihren Familien Gewalt an», erzählt Donald. «Ich kenne Männer, die mit acht Frauen verheiratet sind. Dadurch werden die Kinder vernachlässigt und haben oft keine Vaterfigur. Sie sind gefährdet für Missbrauch, vor allem die jungen Frauen, die schon früh verheiratet werden.
Die Menschen glauben, dass in allem Leben steckt: in einem Baum, in einem Berg. Deswegen zollen sie diesen Dingen grossen Respekt. Sie glauben, dass der Verstorbene eine andere Form annimmt, die eine Kraft hat, die ihnen helfen kann. Sie wollen mit den Verstorbenen sprechen und sie bitten, ihre Probleme zu lösen.»
Das führt oft zu heidnischen Ritualen: Die Fischer haben einen okkulten Glauben und finstere Praktiken entwickelt, um ihre Fahrten zu begleiten. «Viele Männer in den Dörfern glauben, dass man vom Hexendoktor Glücksbringer braucht, um mehr Fische zu fangen. Aber um die Glücksbringer zu bekommen, müssen sie eines ihrer Kinder opfern», berichtet Donald. Warum das so ist? Da viele in abgelegenen Dörfern leben, «ist ihre Verwurzelung in all diese Dinge wie Totenverehrung, Kinderopfer und Geisterglaube so stark, dass sie die gute Nachricht von Jesus nicht hören wollen.»
Liebevoller Umgang überzeugt
Durch die Arbeit von OM hat sich viel geändert, denn langsam wird die Gute Nachricht am Tanganjikasee bekannt. Nur Jesus kann Veränderung, Hoffnung und Licht in die Dunkelheit bringen. «Am Anfang war unsere Arbeit schwierig», erzählt Donald. «Als ich in ein Dorf kam, waren die Menschen misstrauisch, weil sie wussten, dass ich als Sambier von woanders herkomme. Sie wollten ihre Kultur bewahren. Um das Misstrauen zu überwinden, muss man eine gemeinsame Basis finden, auf der man mit ihnen in Beziehung treten kann – das Fischen.» Durch die Fischerei lernten die Menschen Donald kennen und begannen, sich mit ihm zu identifizieren. «Wenn du mit ihnen zusammen ein Netz auswirfst, sehen sie dich als einen von ihnen», erzählt Donald. «Das bricht die Barriere. Das ist der Weg, sie zu erreichen.»
Gerne erzählt Donald die Geschichte von Charles, dem ersten Mitarbeiter, den OM auf eine Insel im Tanganjikasee sandte. Das gefiel dem Religionsführer dieser Gegend überhaupt nicht. Er schickte ebenfalls einen Missionar auf die Insel. Dieser sah, wie liebevoll Charles mit den Bewohnern umging und wie ehrlich er lebte. Charles ignorierte ihn nicht, sondern kümmerte sich um ihn. So entstand eine Freundschaft zwischen den beiden und schliesslich gab es für alle eine Überraschung: Der Mann entschied sich für Jesus! Mittlerweile ist er Teil des OM-Jüngerschaftsprogramms REACH.
Auf der Insel entstand eine Gemeinde und auch in vielen anderen Dörfern wurden inzwischen Gemeinden gegründet.
Landwirtschaft, Bildung, medizinische Hilfe...
Gleichzeitig versuchen die OM-Mitarbeitenden mit verschiedenen Projekten die Lebensumstände der Menschen am See zu verbessern. Die Bewohner laufen normalerweise ein bis zwei Stunden zum nächsten Fluss oder See, um Wasser für die Familie zu holen und den Boden im Landesinnern zu bewässern. So hat OM am Tanganjikasee ein Landwirtschaftsprojekt begonnen. Von einem Fluss wurde ein Kanal gelegt, durch den die Felder nun automatisch bewässert werden. In der Dürre wächst nun Gemüse und Obst.
Donald erzählt weiter: «Bildungsprojekte gehören zu unseren Schwerpunkten. Wir haben eine Reihe von kleinen Schulen eingerichtet. Die grösste Schule wird von gefährdeten Kindern und Waisen besucht. Diese wollen wir nun erweitern, sodass die Kinder ihre Schulbildung bei uns beenden können. Wenn wir mehr Zeit mit ihnen verbringen, können wir noch mehr in ihren Leben bewirken.
Viele Menschen in den abgelegenen Dörfern haben keinen Zugang zu medizinischer Versorgung. Manche müssen mit einem Boot, das man wie ein Kanu paddelt, sechs Stunden zum nächsten Spital fahren. Bei unseren medizinischen Einsätzen in den Dörfern testen wir auf Krankheiten wie Malaria und geben Medikamente ab.»
Donald berichtet weiter von einer Arbeit mit Flüchtlingen aus dem Kongo, einer Arbeit unter Gefangenen und Prostituierten und von Selbsthilfegruppen für Frauen, die lernen, sich finanziell zu versorgen.
Weitere Mitarbeitende besuchen Schulen, spielen mit den Kindern Fussball und bauen so Beziehungen auf.
Dem Fischer ein Fischer sein
Mitarbeitende ziehen in die Fischerdörfer, leben unter den Menschen und beteiligen sich an den täglichen Aktivitäten. Donald erzählt: «Wenn die Menschen erleben, dass sie respektiert werden, respektieren sie auch uns. Wenn ein Mann als Oberhaupt der Familie die Gute Nachricht hört und sein Leben Jesus anvertraut, beeinflusst dies die ganze Familie und in kurzer Zeit finden alle zum Glauben.»
*Name geändert